wolf’s
wild life

 Zufall oder Kausalität?

(nach Immanuel Kant)

Dann Wolf  genannt,

Mensch aber auch.

Er, dieser Wolf, stellt sich

vorab als ein im Zeichen des Wassermannes

in die Welt gefallenes Luftwesen dar,

das zu- und herabgefallen ist.

Zufall?

Bestimmung

So geschehen 1955 in Bayern dank der Mutter Elisabeth, Freifrau von Holzschuher und ihres Ehegatten Hubert Gaudlitz. Schulische Pflichterfüllung mit humanistischem Ansinnen im fränkischen Rom, zu Bamberg, im unterfränkischen Schloss Gaibach und in der Landeshauptstadt München. Studium, Akademie und 1976-1979 Meisterschüler von Helge Peters Pawlinin ebendort. Aufgewachsen aber weitgehend unter Orangen und auch den Fittichen des letzten Gattopardo Gioacchino, Fürst Lanza Tomasi di Lampedusa – in der sizilianischen Haupt-, Kult- und Kulturstadt Palermo. Daseinsdiplom mit fortlaufender Verpflichtung ab Mitte Zwanzig errungen, die da lautet: eine schon damals vom abwechslungs- reichen Leben gesättigte, geistige Freiheit nicht mehr abzugeben!

(Foto: Bühnenbild-Transport für Spielfilm „Blaue Wüste“, Ténéré 1991)

Zwischen den Welten

Wolf Georg Wilhelm Gaudlitz ist Autor, Filmemacher und Produzent, Filmverleiher, Fotograf, Schauspieler und Pantomime, internationaler Journalist für Print- und Funkmedien und sieht sich, bedingt durch seine fortwährenden Expeditionen, als einen „Handlungsreisenden in Sachen Kultur“. Stets unterwegs zwischen den Inuit Grönlands, den Tuareg der Sahara, den Indianern des Nordens (Sami), der indigenen Volksgruppen wie Nama, Dama und Himba im Südwesten Afrikas oder auch bei den mongolischen Nomaden im Altai. Dort sammelt er, der nicht nur auf der legendären Sea Cloud zur See gefahrene Abenteurer, der Ballonfahrer (mit Willi Eimers) und Langstreckenläufer, Geschichten oder gar Träume von Menschen ein, die Fremden unvoreingenommen mit einem Lächeln begegnen.

(Foto: gestrandet noch nicht, Ténéré, Niger 1990)

Der Darsteller

Nach seiner Schauspielausbildung an der Otto Falckenberg-Schule (München) arbeitete er als Darsteller u.a. mit Wolfgang Petersen („Die Konsequenz“ 1977), Federico Fellini („La Nave va“ 1982) und mit Michael Verhoeven (1979, 1985). Dem koreanischen Meisterregisseur Im Kwon-Taek assistierte er bei zwei Filmen und war zugleich der erste europäische Filmemacher, der bei einem koreanischen Kino-Meister in die Lehre ging (1991). Von Marcel Marceau bekam er die hohe Kunst der Pantomime vor Augen geführt, von Charlie Rivel den Minimalismus im ersehnten Clownsein – dies mit begleitend mahnendem Wortlaut des großen spanischen Zirkusakrobaten: „Il faut travailler et travailler, toujours travailler!“

In Palermo gründete Wolf 1981 zusammen mit Sandro Dieli eine Clown- und Pantomimenschule.

(Foto: als Pantomime in der Münchner Leopoldstrasse, 1978)

Der Filmemacher…

1983 begann Gaudlitz eigene Filme zu drehen. Neben einundzwanzig Kurzfilmen entstanden bis heute acht abendfüllende Spiel- und Dokumentarfilme, alle vom Grundton tiefgehender Poesie getragen. Weithin bekannt wurden „Taxi Lisboa“ (1996), der noch vor seinem weltweiten Erfolg vom Museum of Modern Art (MoMA) als Kunstwerk eingekauft wurde, sowie seine mosaikähnliche Palermo Filmerzählung „Palermo flüstert“ (2001). 

(Foto: Hilmar Thate und Regisseur, Film „Nardino“ 1988)

… und Geschichtensammler

Mit seinem letzten Filmprojekt „Sahara Salaam – Auf der Achse des Lächelns“ schloss er die „Trilogie des Reisens“ ab; auch weil er seinen vor Zeiten selbstgestellten Grundsatz des bildhaften Warten- und Erwarten-Könnens hiermit erfüllt sah. So ist es auch durch den letztgesetzten Titel im Film Sahara Salaam belegt, in dem nach 112 Spielminuten gegen ein rot-violett eintauchendes Abendlicht zu lesen ist: „Geduld ist die Zeit, die Freunde schenkt.“ Nicht zuletzt deshalb drehte er nach jahrzehntelanger Freundschaft mit dem Maler Milan Mihailovic 2016 den Film „Sjecam se – Amarcord“ (Ich erinnere mich)

(Foto: 1. Begegnung im Tassili, dann ein Jahrzehnt geblieben)

Chancenreiche Bewegung

Seit 1999 lebt und bewegt sich Wolf Gaudlitz in einem individuell ausgebauten, zwölf Tonnen schweren Off-Road-Wohn-LKW mit Open Air Kino. Er nennt das Fahrzeug italienisch betont „Cinemamobile“. Bewegung und Kino zum einen, Begegnung und Geschenk zum anderen. Wolf Gaudlitz lebt konsequent in einem movimento continuo und bemüht sich das Leben nach den Gesetzen des steten Gebens und Nehmens auszurichten. Dazwischen Handarbeit: die leidenschaftliche Ausübung der erdverbundenen Tätigkeit als Winzer in Sizilien.

(Foto: Staubschlucken, Sahara so oder so immer wieder seit 1980)

ARD Kulturweltspiegel 2002

Hakuna matata

Im Bewusstsein des Künstlers sitzt jedoch unermüdlich das auferlegte Lebensmotto des ewigen Scheiterns: „Scheitern, wieder scheitern, aber immer besser!“ (Samuel Beckett) oder auch „Du hast keine Chance, aber nutze sie!“ (Herbert Achternbusch)

(Foto: solofilm,  schneller Drehortwechsel, dezimiertes Filmteam, wild und chancenreich in der sizilianischen Metropole Palermo, 1999)

Zuhause

Wolf Gaudlitz ist in mehr Sprachen und Kulturen zuhause, als ihm die Zahl seiner gescheiterten Ehen im bürgerlichen und moralisch begründeten Sinn Maß zu setzen versucht. Die hier und folglich aus Allem hervorgegangenen, gesunden und wunderbar lebhaften Kinder sind ihm nicht nur ein großes Glück, sondern darüber hinaus ein Ereignis. Eines von denen, die ihm wertvoller geworden sind als mögliche Ehrenbekundungen oder Preise – für die er als Künstler weder ansteht noch dafür Hof hält.

(Foto: „Daheim“ überall dort, wo Fremde den Fremden Willkommen heißen)

Beharrlich, regelmäßig

Spirituelle Exkursionen verhelfen ihm von Jugend an zum Festhalten an gesammelten Erfahrungen, die da lauten könnten: dem Gegenwärtigen – so es nicht von Liebe getragen – ist kaum mehr abzugewinnen, als die sportlich zu nennende Bemühung eines steten Haschens nach Wind. 

(Foto: weites wüstes Weideland unter weithin geordnet erscheinendem algerischen Hirten-Himmel 2004)

Was aber fehlt

ist das Wesentlichere,
in persona: die Anderen. 

Ihnen gehört die Rubrik „Portraits“,
anzuklicken über Menü „Die Wichtigeren“, 
während ich mich einfach nur auf den Weg mache.

Wohin? In die Zukunft natürlich!

(Foto: dampfend das Mittelmeer, an enem Januarmorgen)

Zufall Zukunft, Kausalität

Im nächsten Leben

nur noch auf einer Klangwolke schweben,

mit geschlossenen Augen

und lauschen.

Wohl aber als Schaf im Wolfspelz!

Das Paradies?

by the way –

dieses hier letzte Bild in die Zukunft
stellt den holprigen Weg dar,
der zu dem selbsternannten Dichter-Eremiten in der Uckermark führt.

Der nahezu Unerreichbare ist, war mir ein fast Vergangener;
er nennt sich Botho Strauß